Lawinenhundeseminar Enzingerboden 2011 - Lawinenhunde-Tagebuch

Samstag, 12.03.2011: Die Ankunft


Irgendetwas fehlt. Als wir am frühen Nachmittag ankommen, begrüßt uns der Enzingerboden zwar mit strahlendem Sonnenschein, Schnee ist jedoch selbst hier auf 1500 Meter ziemliche Mangelware.
Den Nachmittag verbringen wir mit Gerätearbeit im immer mehr auffrischenden Wind. Bis zum Abend entwickelt sich dann ein ausgewachsener Fönsturm. Die Gassirunde vorm Schlafengehen wird zum Kampf gegen die Naturgewalt.
Wir kennen das bereits aus 2010: Gondeln wird es morgen für den Weg ins Suchgebiet auf gut 2000 Metern wohl kaum geben...

Sonntag, 13.03.2011: Erstes Training im Schnee


Über Nacht ist der Sturm zwar schwächer geworden, dennoch bleiben die Gondeln heute am Boden - und wir an der Talstation.
Trainiert wird trotzdem und das nicht zu knapp. Fast acht Stunden lang arbeiten wir mit unseren Hunden im Schnee. Auf dem Programm stehen eine Bestandsaufnahme des Ausbildungsstandes der einzelnen Teams sowie in erster Linie Motivationsübungen.
Am Abend gibt es einen Vortrag zu Geruch und Riechen beim Nasentier Hund. Anschließend sind wir genauso erschöpft wie unsere Hunde. Nach einer kurzen Gassirunde um den See ist für uns Feierabend.

Montag, 14.03.2011: Auf geht's ins Suchgebiet!


Heute sind die Gondeln in Betrieb und es geht endlich hinauf ins Suchgebiet auf fast 2000 Metern Höhe. Mit Tourenskiern und Schneeschuhen kämpfen wir uns durch den Schnee. Schnell ist klar: Zur Lawinensuche ist es eigentlich zu wenig und zu nasser Schnee, zum Gehen zu viel.
Aufgegeben wird dennoch nicht: Mit Sonden ziehen die einzelnen Teams über den Hang. Mindestens 1,80 Meter Schneetiefe werden für eine gute Schneehöhle zur Lawinenausbildung benötigt. Wir werden fündig: In gut drei Stunden schweißtreibender Arbeit entstehen insgesamt sechs Höhlen.
Anschließend wird trainiert: Unsere Neueinsteiger in der Lawine lernen die Schneehöhlen kennen, die erfahrenen Teams dürfen erste "Verschüttete" ausbuddeln.
Am späten Nachmittag geht es zurück ins Tal. Auf dem Abendprogramm steht heute ein Vortrag über das Nasentier Hund.

Dienstag, 15.03.2011: Lawinentraining im Sonnenschein


Das Wetter spielt mit: Sofort nach dem Frühstück geht es bei strahlendem Sonnenschein gipfelwärts. Unsere Schneehöhlen vom Vortag haben die Nacht gut überstanden und sind trotz des anhaltenden Tauwetters stabil.
Wir beginnen den Trainingstag mit einer kleinen Suche und drei verschütteten Helfern im Gebiet. Die Hunde sind motiviert und voller Elan bei der Sache: Unermüdlich kämpfen sie sich durch den tiefen Schnee und graben sich durch Eisbrocken und Harsch zu den Helfern. Ein guter Start.
Runde 2 beginnt mit angereizten Anzeigen am Loch. Der Helfer verschwindet, die Schaufelteams bedecken den Eingang mit Schnee, dann wird Hund für Hund losgelassen. Für unsere Vierbeiner ein einziger Spaß.
Nach einer kurzen dritten Runde machen wir uns auf den Weg zurück zum Gasthof. Abends erfahren wir allerhand über die unterschiedlichen Arten von Schnee und die Entstehung von Lawinen. Ein langer Tag geht zu Ende.

Mittwoch, 16.03.2011: Übungsbetrieb im Fönsturm


Schon beim Aufwachen ist klar: Der Fönsturm ist zurück. Die Tannen am Enzingerboden ächzen im Wind, der Morgenspaziergang findet unter erschwerten Bedingungen statt.
Ins Suchgebiet kommen wir heute nicht: Die Gondeln stehen kurz nach Liftbetriebsbeginn gleich wieder still. An der Mittelstation werden Windgeschwindigkeiten bis zu 100 Stundenkilometern gemessen. Ein Training in der Höhe ist damit kaum möglich - wir bleiben im Tal.
Trainiert wird trotzdem: Wir dürfen einen Schrottplatz für kleinere Übungen im Bereich der Trümmersuche nutzen. Am Nachmittag arbeiten wir im einsetzenden Regen an den Geräten. Das Abendprogramm fällt heute aus - wir haben frei und nutzen die Zeit für viele interessante Gespräche mit den Kursteilnehmern und eine gehörige Portion Fachsimpelei.

Donnerstag, 17.03.2011: Triefnasses Training


Auch heute ist Petrus nicht gerade unser Freund: Es regnet. Wir fahren trotzdem mit den Gondeln ins Suchgebiet und machen uns unverdrossen ans Training.
Trotz triefnasser Ausrüstung und tropfenden Schneehöhlen schaffen wir zwei gute Durchgänge mit Suchen und Motivationsarbeit. Anschließend wird gebuddelt: In einem schattigen Eck hat Walter eine Schneewehe mit genügend Platz für zwei Höhlen entdeckt. Wir schwitzen und schuften.
Am Abend reisen wir nach Spitzbergen - zumindest in gewisser Weise. Unsere Kollegin Barbara präsentiert uns Fotos und Videoaufnahmen aus ihrem letzten Urlaub: Eisbären, Walrösser und Co ganz nah. Eine tolle Sache. Draußen geht der Regen indes in Schnee über.

Freitag, 18.03.2011: Der Winter ist zurück!


An diesem Morgen ist der Winterdienst auf dem Enzingerboden im Dauereinsatz: Über Nacht sind gut 30 Zentimeter Neuschnee gefallen. Im Schneetreiben machen wir uns auf den Weg ins Suchgebiet.
Hier, auf gut 2000 Metern, ist es nur noch weiß - ein guter halber Meter frischer Pulverschnee bedeckt unsere Schneehöhlen und macht das Training heute zu einem puren Vergnügen für Mensch und Hund. Der lockere Neuschnee macht unseren Vierbeinern das Buddeln zur Versteckperson leicht, die Motivation ist groß.
Viel zu schnell geht dieser Trainingstag zu Ende. Im auffrischenden Wind machen wir uns auf den Weg ins Tal.
Nach dem Abendessen heißt es Abschied nehmen. In knapp vier Stunden fahren wir zurück nach Ulm und in den Regen. Wir wissen schon heute: Wir kommen wieder - zur Lawinenausbildung 2012!
 
BRH-Rettungshundestaffel Ulm e.V. - 16. Abteilung der Feuerwehr Ulm