Lawinenhundeseminar Matrei 2013 - Lawinenhunde-Tagebuch
Sonntag, 17.02.2013: Die Ankunft
Ferienende sei Dank erreichen wir ohne größere Staus die Berge. Über die Felbertauernstraße geht es nach Matrei in Osttirol, wo uns bereits herrliche 75 cm Pulverschnee erwarten.
Heute wird jedoch noch nicht gearbeitet. Auf einer ausgedehnten Gassirunde erkunden wir die schöne Gegend, abends ist Auftaktbesprechung und Gruppeneinteilung.
Montag, 18.02.2013: Auf Schneesuche
Er ist überall, glitzert herrlich in der Sonne und ist doch Mangelware: der Schnee. Heute machen wir uns auf Tourenskiern und mit Schneeschuhen auf den Weg in die Suchgebiete auf rund 1600 Metern. Rasch ein Hunde-Biwak errichtet, Schaufel und Sonde geschnappt und ab in den Hang. Nach gut einer Stunde sondieren ist das Ergebnis ernüchternd: Der Schnee liegt auch hier nur 75 bis 110 cm hoch; viel zu wenig, um Schneehöhlen für die Lawinenausbildung zu graben. Am Ende finden wir lediglich drei Punkte, die sich mit Schneetiefen um 140 cm zumindest halbwegs eignen. Wir schaufeln und schwitzen. In zwei Stunden mühevoller Schaufelarbeit entstehen drei Schneehöhlchen - viel Platz werden Helfer und Hunde heuer nicht haben.
Dennoch starten wir hochmotiviert in einen ersten Durchgang. Unsere Neueinsteiger lernen Schritt für Schritt die Schneehöhlen kennen. Auf alle Wiederholungstäter warten erste "Verschüttete", die ausgegraben und verbellt werden müssen. Unsere Hunde haben nichts verlernt.
Nach drei arbeitsreichen Durchgängen stapfen wir am frühen Abend müde ins Tal. Nach dem Abendessen steht der erste Theorieunterricht auf dem Programm. Es geht - na klar - um Lawinen und ihre Entstehung.
Dienstag, 19.02.2013: Der Schnee kommt
Nach einer kurzen Nacht geht es mit Sack und Pack gipfelwärts. Im Suchgebiet angekommen, wird wie am Vortag gegraben: Unsere Gruppenleiterin Silke hat eine weitere Schneewehe von ausreichender Tiefe entdeckt. Wir buddeln.
Anschließend dürfen auch unsere Hunde arbeiten. Wir beginnen mit der Festigung des Eindringverhaltens unserer Neueinsteiger und konfrontieren die erfahrenen Teams mit tieferen Lagen. Unsere Hunde fräsen sich munter durch die weiße Pracht, die Sonne lacht vom tiefblauen Himmel - was kann es Schöneres geben?
Am Nachmittag ziehen Wolken auf. Der Wetterbericht hat Schneefall angekündigt. Die Gipfel um uns herum versinken im Grau, der Wind frischt auf. Wir machen weiter. In kleinen und größeren Suchen dürfen die Hunde je nach Leistungsstand mehr oder weniger verschüttete Helfer suchen und finden. Begeistert stürmen unsere Vierbeiner durch den Tiefschnee. Die anschließende Runde 3 dient mit angereizten Anzeigen über große Distanzen der weiteren Motivation. Tief verschüttete Helfer fordern die Grabefähigkeiten unserer Hunde. Der Schnee fliegt.
Im einsetzenden Schneetreiben geht es heimwärts. Wir freuen uns auf das Abendessen: Es gibt Rostbraten mit Kroketten - und zum Nachtisch Theorie.
Mittwoch, 20.02.2013: Suchen und Finden
Auch am vierten Ausbildungstag sind Hunde und Hundeführer unermüdlich bei der Sache. Nach einem kurzen Frühstück geht es gipfelwärts, Schlag neun beginnt die Arbeit.
Wir vergrößern unsere Schneehöhlen, die sich über Nacht gesetzt haben und fräsen einen ordentlichen Vorrat an frischen Schneeblöcken, um unsere Helfer adäquat "verschütten" zu können.
Dann wird gearbeitet. Unsere erfahrenen Hunde dürfen ihr Können in Suchen unter Beweis stellen und zeigen allesamt überzeugende Leistungen. Für den Nachwuchs stehen erneut gezogene Anzeigen zur Festigung von Buddeln und Bellen auf dem Programm. Am Abend erhalten wir Einblicke in die Rettungshundeausbildung anno 1954 - Walter hat ein altes Video entdeckt. Es ist eine kurzweilige Zeitreise.
Der angekündigte und erhoffte Schnee bleibt allerdings den ganzen Tag aus. Wir warten gespannt auf morgen.
Donnerstag, 21.02.2013: Training im Schneetreiben
Es schneit! In weißen Flockentanz machen wir uns heute auf den Weg in die Suchgebiete. Für die "alten Hasen" unter unseren Hunden beginnt der Tag mit einer größeren Suche, es gilt eine verschüttete Person aufzuspüren, auszugraben und anzuzeigen. Kein Problem für unsere Vierbeiner - in Windeseile sind alle Helfer gefunden.
Das macht Lust auf Runde 2: Wir verstecken erneut, dieses Mal kniffliger und tiefer verschüttet. Unsere Hunde fliegen hochmotiviert durch den Tiefschnee und graben, was das Zeug hält. Über sieben Stunden bleiben wir heute am Berg, später dürfen auch unsere Neueinsteiger kleine Suchen absolvieren. Zum Feierabend blickt die Sonne durch die Wolkendecke. Das Thermometer zeigt dennoch Minusgrade im zweistelligen Bereich. Durchgefroren erreichen wir unsere Unterkunft. Es locken eine heiße Dusche, das Abendessen mit Spaghetti Bolognese und ein weiterer Theorieabend.
Freitag, 22.02.2013: Einsatzsuchen in klirrender Kälte
Kalt ist es geworden. Die Sonne versteckt sich beharrlich hinter einer tiefhängenden Wolkendecke, ein eisiger Wind weht. Schnell ist klar: Heute tut Bewegung Not. Wir planen kurzerhand mehrere Einsatzsuchen für unsere erfahreneren Hunde und lassen uns dazu die tollsten Geschichten einfallen: Vermisst werden Schneepilz-Sammler, verwirrte Tourengeher in Badekleidung und von einer Lawine erfasste Fliegenfischer. Der Fantasie von Rettungshundlern ist eben keine Grenze gesetzt.
Mit Schaufeln bewaffnet ziehen die Teams los und werden bald fündig. Einzelne "Vermisste" kauern im Gelände, andere wurden von Schneemassen verschüttet. Unsere Hunde leisten gute Arbeit. Bald sind alle Pilzsammler, Tourengeher und Fliegenfischer gerettet.
Nun stehen Motivationsübungen für die übrigen Hunde an. Am Loch wird fleißig gebuddelt und gebellt.
Nach zwei ausgiebigen Runden kapitulieren wir vor der Kälte und gehen talwärts. Es ist typisch: Nun scheint die Sonne...
Am Abend feiern wir in guter österreichischer Tradition den Vorabend des 60. Geburtstags unseres Lehrgangsleiters Walter. Wie es sich für eine Lawinenausbildungswoche gehört, muss er seine Geschenke suchen - ausgestattet mit Pieps, Schaufel und Sonde und im knietiefen Schnee.
Samstag, 23.02.2013: Letzter Trainingstag und Aufbruch
Heute holt Petrus nach, was er die übrige Woche schuldig blieb. Es schneit. Dicke Flocken tanzen vom Himmel, im Schneetreiben machen wir uns auf den Weg in unsere Suchgebiete. Ein letztes Mal werden die Höhlen ausgeräumt und bezogen, ein letztes Mal werrden die Hunde zur Suche geschickt. Zum Abschluss steht viel Motivation auf dem Programm.
Wir arbeiten in kurzen Sequenzen direkt am Loch, mit viel Halligalli und tollen Jackpots für die Hunde. Viel zu schnell ist es Nachmittag. Nach dem Abendessen heißt es Abschiednehmen. Auf verschneiten Passstraßen fahren wir gen Heimat. Zu später Stunde hat uns die Region Ulm wieder - unsere Lawinensuchteams sind nach einer Woche im Schnee wieder "Status 2"
Schon heute steht fest: Winterausbildung, wie kommen wieder. In 2014!
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